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PC-Tipps

Von PUPsen, Blähware und anderen Computer-Flatulenzen

Man glaubt es kaum, aber Computer entwickeln immer mehr Eigenschaften, die man bislang nur bei biologischen Lebewesen beobachten konnte. Zuerst waren es die Viren, die ihnen in digitaler Form bis heute schwer zu schaffen machen. Später kam die Blähware hinzu, die die armen Rechenwesen schwer an ihre Leistungsgrenzen und darüber hinaus führte, weil sie sich mit unzähligen, völlig unnötigen und nutzlosen Programmfunktionen im Bauch der Speicher breit machte. Das ist zwar heute immer noch der Fall, wird allerdings von den meisten Computern nicht mehr so drastisch wahr genommen, weil sich deren Leistungsfähigkeit gegenüber damals verhundertfacht hat.

Seit einigen Jahren nun, bekommen wir es immer mehr mit PUPs zu tun, die wir Nutzer unseren Computern selbst antun, obwohl wir es eigentlich vermeiden könnten. Ein digitaler PUP ist einem biologischen Pups in mancher Hinsicht ähnlich. Das am materiellen Pups hervorstechendste Merkmal, dass er stinkt, kann dem digitalen Pendant im übertragenen Sinn ebenfalls nachgesagt werden. PUP ist die Abkürzung für "potentially unwanted program", also potentiell unerwünschtes Programm. Man kann auch sagen "Müll-Software" - Fachbegriff: "crapware". Was daran stinkt, ist die Tatsache, dass es einerseits unerwartet im Gepäck eines gewünschten Programms mitfährt und sich zweitens derart darin "duckt", dass ein Computerlaie gar nicht bemerkt, dass er Dinge installiert, die er gar nicht wollte. Zwar kann jedes PUP bei der Installation auch abgelehnt werden, aber die dafür notwendigen Optionen sind fast immer gut versteckt. Man muss z.B. erst einen anderen Haken setzen, um sie sichtbar zu machen und dann sind sie irgendwie in hellgrau abgeschwächt, so dass man selbst als Spezialist Mühe hat, sie zu entdecken und zu deaktivieren.

Was ebenfalls stinkt, ist die Tatsache, dass die eingenisteten PUPse anschließend den Computer dauerhaft in Besitz nehmen (der Fachmann spricht von Autorun-Einträgen und Browser-Entführung) und die Aktivitäten seines Besitzers auskundschaften und sie Werbenetzwerken zuspielen. Zuerst wird die eingestellte Standard-Suchmaschine des Users und seine Startseite ausgetauscht. Dann wird gnadenlos ermittelt, für was der Mensch sich im Internet interessiert, wo er hin klickt und was er so kauft. Dementsprechend wird er praktischerweise z.B. mit Hundespielzeugwerbung überhäuft, weil er vielleicht einmal für den Hund eines Freundes einen Gummiknochen bestellt hat.

Die andere Sorte von PUPsen nervt Sie permanent mit aufdringlichen, knallbunten Tafeln, die Ihnen weis machen wollen, Ihr Computer wäre nicht sicher oder müsste gesäubert werden und es lägen 1.342 Fehler vor, die das Programm für Sie entfernen könnte. Ironischerweise stimmt das sogar aber vor allen Dingen deshalb, weil das PUP selbst entsorgt werden müsste. Diese Masche hat mit Psychologie zu tun. Der Fachmann spricht von "Scareware", also Software, die Sie erschrecken und Sie dadurch zum Zahlen einer Gebühr motivieren will. Das angebliche Reinigungsprogramm versagt nämlich in Wirklichkeit seinen Reinigungsdienst, wenn Sie ihn aktivieren wollen -  es will zuerst Cash sehen.

"Cash" ist das eigentliche Stichwort, um den sich alles dreht. Bei den Werbenetzwerken geht es darum, Sie als Konsumenten auszuquetschen und bei der Scareware soll Ihr Geldbeutel direkt angezapft werden.

Also - seien Sie auf der Hut. Bewahren Sie ihren Computer mit folgenden Ratschlägen vor Flatulenz!

Am allerwichtigsten ist Aufmerksamkeit! Benutzen Sie Ihre Augen und Intelligenz und seien Sie wachsam. Lesen Sie die Erklärungen zu den anzuklickenden Optionen und Schaltflächen, seien Sie kein Ignorant!

Zum anderen sollten Sie - besonders als Laie - zuerst die Reputation des ins Auge gefassten Programms überprüfen. Ein loser Maus-Finger, der ohne Sinn und Verstand alles anklickt, was ihm unter den Zeiger kommt, schadet Ihrem Computer. Hier sind wir wieder beim biologischen Vorbild, dem sogar von Gesetz wegen geraten wird: "Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker!" Übertragen lautet die Devise: "Fragen Sie Ihren Computer-Fachmann oder ein seriöses Download-Portal 1)".

Da selbst viele empfehlenswerte Programme heutzutage mit PUPs einher kommen, müssen Sie trotz aller guten Empfehlungen dafür sensibel bleiben, damit Sie nicht überrumpelt werden. Hier ein paar Beispiele, um das zu konkretisieren:

Führen Sie beim Installieren eines Programms immer den sog. benutzerdefinierten Weg aus, auch wenn Ihnen die Standardinstallation empfohlen wird. Nur dann sehen Sie überhaupt erst, falls Unerwünschtes mit installiert werden würde. Oft heißt es dann "Experteneinstellungen", "für fortschrittliche Benutzer" o.ä. Das soll Sie als weniger versierten Anwender von vorn herein abzuschrecken. Lassen Sie sich nicht irre machen!

Bei Internet-Downloads wird auch häufig mit optischen Ablenkungen gearbeitet:

Das Unerwünschte wird als riesiger, fetter, oft grüner Download-Button dargestellt, aber Ihr gewünschter Download steht irgendwo ganz klein und grau im Eck. Lesen sie dazu auch diesen Artikel von T-Online. Darin finden Sie viele weitere Beispiele.

Liste von PUPs:

(Diese Liste spiegelt lediglich meine Meinung wider und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Je nach Anwendungsfall kann das eine oder andere dennoch sinnvoll sein. Den Adobe-Reader ersetze ich z.B. durch den viel schlankeren PDF-XViewer, womit auch andere PDF-Reader, wie der Nitro-Reader überflüssig sind.)

Hier noch drei Beispiele aus freier Wildbahn:

Beispiel 1: Adobe Flash Player

Beim Update des Flashplayers gängelt Adobe Sie alle paar Wochen mit diesem sog. "optionalen Angebot".

Beispiel 2 u. 3: Während der Installation seriöser kostenloser Programme für Bürozwecke

Obwohl die Software seriös ist, drückt Ihnen der Installer weiteren, unerwünschten Unrat auf die Festplatte.



Übrigens sind leider schon die allermeisten fertig installierten Neucomputer seitens der Hersteller mit mehr oder weniger viel Crap-Ware, also Müll-Software im beschriebenen Sinn vorinstalliert. Um solche Neu-Ware sauber zu bekommen, muss man erstmal einige Stunden Müllabfuhr spielen. In manchen Fällen ist gar eine saubere Neu-Installation mit einem Original-Windows-Setup sinnvoller.

PS: Ich möchte hier nicht den Eindruck erwecken, dass ich generell etwas dagegen habe, wenn Programmierer versuchen, mit ihren Programmen Geld zu verdienen. Natürlich kostet es Fachwissen, Zeit, Mühe und Geld, ein gutes Computer-Programm zu entwickeln und das sollte durchaus entlohnt werden. Wogegen ich allerdings etwas habe, ist, so zu tun, als ob es kostenlos wäre und dann den Nutzer durch die Hintertür über den Tisch zu ziehen und noch dazu auf eine Weise, dass er gar nicht merkt, wie ihm geschieht. Ganz zu schweigen natürlich von den Kriminellen, die bewusst Täuschungen, Imitate und Fälschungen verbreiten.

In diesem Zusammenhang muss ich leider auch die Nutzer selbst kritisieren, die sich auf alles vorgeblich Kostenlose stürzen, wie die Motten aufs Licht. Dadurch bekommen solche Negativ-Entwicklungen erst recht Auftrieb.


1: Das seriöse Download-Portal meiner Wahl ist das Heise-Software-Verzeichnis.